Labor 2 // Kritik – Kontrolle – Korruption. Künstlerische Praxis unter postdigitalen Bedingungen

20. März 2021 // 11:1513:15

Patrick Bettinger // Torsten Meyer // Konstanze Schütze // Manuel Zahn | Kritik – Kontrolle – Korruption. Künstlerische Praxis unter postdigitalen Bedingungen

Das Labor untersucht Veränderungen tradierter Konzepte und Bezugspunkte kunst- und erziehungswissenschaftlicher Theoriebildung vor dem Hintergrund postdigitalen Wandels aus kunst- und medienpädagogischer Perspektive. Anhand von Materialuntersuchungen und Begriffsdiskussion an Videoessays der Post-Internet Art werden Fragen danach aufgeworfen, wie sich aktuelle künstlerisch-ästhetische Praktiken und Bildungsprozesse erforschen lassen.

Angesichts einer zunehmend komplexen, digital-vernetzten und algorithmisch durchdrungenen Kultur haben wir es gesellschaftlich mit einem neuen Orientierungsproblem zu tun, das Dirk Baecker (2018) als »Sinnüberschuss« bezeichnet. Gleichsam kommen tradierte Konzepte des individuellen Verstehens, der Bewertung und der Kritik, die lange Zeit als wichtige Bezugspunkte erziehungswissenschaftlicher Theoriebildung galten, an ihre Grenzen. Damit stehen nicht nur zentrale bildungstheoretische Konzepte inkl. ihrer normativen Vorstellungen, sondern auch Bildungsinstitutionen in Frage (vgl. Baecker 2018; Seemann 2014).

Für den hier zugrundeliegenden Forschungszusammenhang »Post-Internet Arts Education« (piaer.net) sind weiterführend Fragen danach aufgeworfen, wie die Medien- und Kunstpädagogik postdigitale Kunst und Medienkultur erforschen und beschreiben kann. Wie verändern sich ästhetische Praktiken und Bildungsprozesse? Welche Begriffe und damit in Verbindung stehende theoretische Ansätze stehen für die Beschreibung dieser Prozesse zur Verfügung?

Ausgehend von künstlerischen Video-Essays sowie aktueller jugendkultureller Medienpraktiken (z.B. Cultural Hacking) wird das Labor dem Begriff der Kritik weitere Begriffe und theoretische Ansätze wie »Kontrolle« oder künstlerische Re-Definitionen von »Korruption« im Sinne eines geschickten Umgangs mit digitaler Kultur an die Seite oder gegenüberstellen. Nach kurzen Impulsen wollen wir mit den Teilnehmenden zusammentragen, welche widerständigen und gestaltenden Praktiken wir mit den vorgeschlagenen Begriffen beschreiben können und diskutieren, welche neuen Verhältnisse von Autonomie und Heteronomie und welche Dynamiken der (De-)Subjektivierung in der Auseinandersetzung mit postdigitaler Kultur zum Ausdruck kommen.